Nachbarschaftshilfe Michelstadt e.V.

Sie kennen sicher die Quelle „Silberbrünnchen“, oder?

Unser Reparatur Café hat die Patenschaft für das Minikarussell übernommen, das sich einige Meter unterhalb der Quelle befindet.
Dies haben wir zum Anlass genommen, mehr über das Silberbrünnchen und die Entstehung des Mini-Karussells zu erfahren.

Wenn Sie selbst Informationen oder vielleicht auch alte Fotos dazu haben, lassen Sie uns bitte Kopien zukommen.

Wir beginnen mit der Frage: „Wie kam das Silberbrünnchen zu seinem Namen?

Lesen Sie, wie es gewesen sein könnte.

An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei Katrin Rabe für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung eines Auszuges aus ihrem Buch "Silvana Silberhaar - die Hüterin des Silberbrünnchens" bedanken.


Das Märchen von Silvana1) Silberhaar,
der Hüterin des Silberbrünnchens

1)  Silvana – silva (römisch) – Wald, Bedeutung des Namens: die im Wald lebende, kleine Waldfee

Das Silberbrünnchen ist eine Quelle mitten im Odenwald bei Erbach/Michelstadt. Der Wald rund um das Silberbrünnchen ist kühl und feucht. Früh am Morgen glänzen die Tautropfen wie funkelnde Edelsteine auf den Blättern der Bäume. Wenn die Strahlen der Abendsonne sich ihren Weg durch die Zweige bahnen, dann glitzern die Harztropfen an den Fichten wie goldene Perlen. Die Quelle selbst liegt im Schatten der Bäume, so als würden diese sie behüten und beschützen. Nur wenig Licht dringt auf die Wasseroberfläche. Und dort, wo das Licht das Wasser trifft, glänzt es hell wie Silber. Vielleicht hat das Silberbrünnchen daher seinen Namen.

...Vielleicht aber auch nicht.

Denn als ich an einem kühlen, regnerischen Tag am Silberbrünnchen verweilte, bin ich Silvana Silberhaar begegnet.
Sie hat mir ihre Geschichte erzählt und nun erzähle ich sie Dir:

"Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren, als der Odenwald noch viel dunkler und einsamer war als heute, da wurde in einer Vollmondnacht in einem kleinen Dorf, mitten im tiefen Wald, ein zartes, ganz ungewöhnliches Mädchen geboren. Es hatte strahlend blaue Augen, silberne Haare und eine ganz helle, fast durchscheinende Haut. Das Mädchen bekam den wunderschönen Namen Silvana Silberhaar, da sie so zart und elfengleich war.
Die kleine Silvana war ein fröhliches Kind. Sie liebte es, zu tanzen und zu singen. Ihre langen Haare fielen wie ein Wasserfall über ihre Schultern. Und wenn sie sich beim Tanzen im Kreis drehte, glänzten diese wie Silber im Mondlicht.
Silvanas wunderschöne, klar-blaue Augen leuchteten und waren so voller Liebe, dass man sich daran nicht satt sehen konnte. Ihre Augen waren das Tor zu ihrer Begabung. Denn Silvana hatte große Freude daran, anderen Menschen ins Herz zu schauen und ihnen mit Ihrem Blick Liebe, Freude und Wohlfühlen zu senden.
Und wer keine Angst davor hatte, sein Herz für ihren Blick zu öffnen, dem heilte sie damit das Leid darin. Diese Momente waren eine Wohltat für die Seele. Silvana konnte so den Menschen ein herrlich belebendes Gefühl geben, genau wie das kühle, reine Wasser einer klaren Quelle an einem heißen Sommertag.
Anfangs liebten die Menschen dieses zarte, elfengleiche Wesen mit ihren liebevollen blauen Augen. Doch mit der Zeit wurden die Menschen im Dorf immer abweisender gegenüber Silvana und wollten auch von ihrer Heilkraft nichts mehr wissen.
Vielleicht spürten sie, dass Silvana mit Ihrem Blick nicht nur heilen konnte, sondern auch die tiefsten Geheimnisse ihrer Seele ergründete. Nichts konnte man vor ihr verstecken. Und das ist schon ein wenig unheimlich, wenn man sich von einem Kind erkannt fühlt.
Außerdem war Silvana so ganz anders als alle anderen. Das wurde immer deutlicher, je älter sie wurde. Mit ihrer hellen Haut und den silbern glänzenden Haaren schien sie von einem fremden Stern zu kommen.
Die Menschen fanden auch merkwürdig, dass sie nie mit den anderen Kindern in der Sonne spielte, obwohl ihr ständig kalt war. Sie tollte nicht mit ihnen über die Wiesen und Felder, sondern zog sich in das Dunkel der Hütte oder in den schattigen Wald zurück.
So kamen sie immer mehr zu der Überzeugung, dass Silvana nicht ins Dorf passte und begannen, sie zu missachten und auszugrenzen. Keiner machte sich wirklich die Mühe, zu ergründen, was dieses Mädchen wirklich brauchte, um sich wohl zu fühlen.
Denn wie jeder andere Mensch auch, sehnte sich Silvana sehr nach der Wärme der Sonne. Nur ihr Körper konnte nicht in der Sonne sein. Das Sonnenlicht schmerzte in ihren Augen. Der kleinste Sonnenstrahl verbrannte ihre weiße, zarte Haut. Um sich selbst zu schützen, spielte sie am liebstem im Schatten des Waldes oder tanzte im Mondlicht auf der Wiese.
Oft saß sie dann, versunken in ihren traurigen Gedanken, stundenlang am Waldesrand. Von dort aus beobachtete sie sehnsuchtsvoll die Kinder aus ihrem Dorf, die gemeinsam fröhlich waren. Doch sie traute sich nicht, diese zu bitten, mit ihr im Wald zu spielen. Deshalb blieb sie lieber allein. Die anderen Kinder fanden sie deshalb seltsam und wollten nichts mit ihr zu tun haben.
Hätte Silvana in diesen Stunden auch nur einmal einen aufmerksamen Blick hinter sich geworfen, so hätte sie wahrscheinlich die Wesen des Waldes bemerkt. Diese warteten im Wald auf Silvana, um mit ihr zu spielen. Denn das kleine Elfchen und die Trolle waren immer ganz unbemerkt an Silvanas Seite, um sie auf ihrem Weg zu behüten und zu beschützen.
Auch ihre Mutter hatte für die eigenartigen Wünsche und Bedürfnisse ihrer Tochter kein Verständnis, denn der Kopf war voll mit den alltäglichen Sorgen.
Sie hatte sehr gehofft, dass Silvana sie bei der Arbeit auf dem Feld unterstützen würde. Doch Silvana weigerte sich hartnäckig, im Garten oder bei der Feldarbeit zu helfen. Ihre Mutter war über die Sturheit ihrer Tochter sehr zornig. Ihrer Enttäuschung machte sie Luft, indem sie bei jeder Kleinigkeit mit Silvana schimpfte.
Von Tag zu Tag wurde sie immer ratloser, was sie mit diesem seltsamen Kind nur anfangen sollte. Ganz gleich wie sehr sie ihre Tochter im Grunde ihres Herzens liebte, konnte sie ihre Liebe einfach nicht mehr zeigen.
Da war also in dieses kleine Dorf ein außergewöhnliches Kind gekommen, mit der Begabung zu Heilen und den Menschen Kraft und Wohlfühlen zu spenden. Aber die Menschen im Dorf wagten nicht, dieses Geschenk anzunehmen. Zu andersartig war Silvana für sie.
Und leider ist es manchmal so, dass die Menschen sich vor dem Unbekannten fürchten. Und anstatt diesem andersartigen Mädchen neugierig und mit offenem Herzen zu begegnen, versteckten alle ihre Furcht hinter Ablehnung und Ausgrenzung.
So begann eine schlimme Zeit für Silvana. Von Tag zu Tag wurde sie einsamer und stiller. Sie fühlte sich ausgestoßen, nutzlos und ungeliebt. Denn was sind schon heilende Augen und ein sanftes, fröhliches Wesen im Vergleich zu kräftigen Händen, die ordentlich auf dem Feld zupacken können.
Ganz langsam wuchs ein Schmerz in ihrem Herzen. Da wuchs genau jener Schmerz, den man bekommt, wenn man die Unsicherheit und Ablehnung der anderen spürt. Das Gefühl nicht dazu zu gehören, nicht geliebt und gewollt zu sein, wurde immer stärker.
Das fröhliche Mädchen Silvana mit dem heilenden Blick zog sich zurück in eine Schutzhülle aus Traurigkeit und Einsamkeit. . .“

Wer nach der Lektüre neugierig geworden ist, wie die Geschichte ausgeht, muss sich das Buch von Katrin Rabe im Buchhandel besorgen. Aus urheberrechtlichen Gründen können wir hier nur einen Auszug veröffentlichen.  Das Buch ist als E-Book und als gebundenes Buch erhältlich (ISBN-13 978-3758317231). Gerne sind wir Ihnen bei der Beschaffung behilflich. Bitte wenden Sie sich hierzu an unser Büro.